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AutorenbildTu Phung Ngo

Nachhaltigkeitskultur: Ein Besuch beim Rat für nachhaltige Entwicklung in Berlin



Am 17. und 18.02.2020 fand in Berlin erstmals ein Netzwerktreffen der Gewinner des Fonds Nachhaltigkeitskultur im Haus des Rats für Nachhaltige Entwicklung (RNE) und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) statt. Das Ziel war klar: In den Austausch gehen und voneinander lernen. Im Rahmen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie[1] stellte das Bundeskanzleramt seit 2017 Fördermittel in Höhe von 7,5 Millionen Euro für gemeinnützige Projekte bereit, die sich an den Zielen der Sustainable Development Goals[2] (SDGs) der Vereinten Nationen orientieren. In einem bundesweiten Wettbewerb wählte der Rat für Nachhaltige Entwicklung Projekte aus, die jeweils mit einer Summe von 50.000 Euro aus dem Fonds Nachhaltigkeitskultur gefördert wurden, um kreative und experimentelle Konzepte für eine nachhaltige Entwicklung zu erproben. Einer der glücklichen Gewinner dieses Wettbewerbs war die Patriotische Gesellschaft von 1765 mit dem Projekt „Der Drache erweckt die hamburgische Altstadt“, angelehnt an das Drachensymbol für Lebendigkeit und Mut. Ideengeber und Projektleiter*Innen waren Rolf Kellner vom Stadtplanungsbüro üNN (überNormalNull GmbH) und Tu Phung Ngo von Phoenix Feng Shui, als Mitglieder der Patriotischen Gesellschaft. Unser Projekt befasste sich mit vier Sustainable Development Goals: Nachhaltige Städte und Gemeinden; nachhaltiger Konsum und Produktion; Gesundheit und Wohlergehen; Partnerschaften zur Erreichung der Ziele.


Seit Dezember 2019 ist das Projekt offiziell beendet und wir blicken stolz auf das zurück, was wir mit der Projektförderung des RNE erreicht haben. Unser wesentliches Ziel war es, die Altstadt von Hamburg lebendiger zu machen und mutige Impulse für eine nachhaltige Stadtentwicklung zu geben. Dazu gehörte das Anschieben von nachhaltigen Mobilitätskonzepten im „fußgängerfreundlichen Rathausquartier“. Zur Entdeckung der Altstadt wurden Bewohner und Besucher von Hamburg außerdem mit geführten Touren eingeladen, auf denen sie alte und neue Kraftorte im Herzen der Stadt kennen lernen konnten und auf die Herausforderungen und Potentiale für die Zukunft dieser Orte aufmerksam gemacht wurden. Der Drache markierte dabei als Symboltier aus bunten Ballons wichtige Wege und Orte und schuf Aufmerksamkeit für unser Anliegen. Zwei nennenswerte Kraftorte sind der traditionsreiche Hopfenmarkt am St. Nikolai Mahnmal und das Nikolaifleet mit dem historischen Alsterhafen. Auf dem Hopfenmarkt machten wir mit einem temporären Pavillon auf die Vergangenheit des Ortes als lebendiger Marktplatz aufmerksam und diskutierten Ideen für eine neue Belebung des heute wenig genutzten Platzes. Zeitgleich regte eine Klimaskulptur über den Wassern des Nikolaifleets auf performative und künstlerische Weise dazu an, über das Thema des Klimawandels nachzudenken und dies in unmittelbarer Nähe der stark befahrenen Verkehrsschneise der Willy-Brandt-Straße zu tun. Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt unseres vielfältigen Programms. Mehr Informationen zu allen Installationen und Teilprojekten finden Sie hier.


Im Rahmen des Netzwerktreffens in Berlin mit anderen Projektleiter*Innen konnten Rolf Kellner und ich weitere, ähnlich spannende Projekte kennenlernen, die alle eines gemeinsam haben: Von der Idee bis zur Umsetzung der Projekte gab es nicht nur Zustimmung und Unterstützung, sondern auch Widerstände und Rückschläge. Da hieß es für alle Beteiligten, nicht aufzugeben und mit viel Ausdauer und Kraft trotzdem voran zu kommen. Im Netzwerktreffen wurde sehr deutlich, dass Akteure aus gemeinnützigen Organisationen nur dann ans Ziel kommen, wenn sie von ihren Anliegen überzeugt sind. Eine weitere wichtige Erkenntnis aus dem Treffen in Berlin war, dass ein gutes Miteinander entscheidend für den Erfolg solcher Projekte ist. Gerade beim Einwirken auf unsere städtischen Lebensräume brauchen wir eine starke Gemeinschaft, die aufeinander achtet. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung hat in dieser Hinsicht eine Vorbildfunktion eingenommen, indem er seine Tore geöffnet und mit uns auf Augenhöhe diskutiert hat, wie wir als Gemeinschaft noch stärker agieren können. Mehr über die gelungene Netzwerkveranstaltung gibt es hier zu lesen.


Neben den inhaltlichen und sozialen Elementen hängt der Erfolg von Projekten für eine nachhaltige Entwicklung jedoch, auch im kulturellen und kreativen Bereich, von einer gelungenen Projektorganisation und einem durchdachten Projektcontrolling ab. Viele Projekte hatten in diesem Feld erhebliche Probleme und konnten deshalb nicht alle verfügbaren Fördermittel abrufen. Unser Projekt war mit einer klaren Rollenteilung zwischen Kuratierung und Organisation in der Projektleitung, einem guten Controlling und in der engen Zusammenarbeit mit der Verwaltung der Patriotischen Gesellschaft von 1765 vergleichsweise gut aufgestellt. Dennoch, für künftige zivilgesellschaftliche Projekte bleibt dies ein sehr wesentlicher Punkt, der besonders zu beachten ist, um professionell und mit möglichst wenig Ressourcenverschleiß die gesteckten Ziele zu erreichen.


Wie kann es nun in Zukunft mit der nachhaltigen Stadtentwicklung in der Hamburger Altstadt weitergehen?


Unser Projekt „Der Drache erweckt die Hamburgische Altstadt“ war ein erster Impuls. Eine lebendige, menschlich orientierte, gesunde Stadt mit achtsamen Akteuren sollte der Maßstab sein, um die Hamburger Altstadt mit Blick auf die SDG‘s weiter zu entwickeln. Die Akteure in der Altstadt sollten daher die SDG’s klar in den Fokus ihrer Projekte nehmen. Die Patriotische Gesellschaft von 1765 kann mit ihrer bürgerschaftlichen Tradition an einem zukunftsfähigen Modell der Altstadt und einer Kultur der Nachhaltigkeit mitwirken und ganz nach dem Prinzip „think global, act local“ somit ihren Beitrag zur Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und zur Agenda 2030 leisten.

Autorin: Tu Phung Ngo, Mitglied im AK Stadtentwicklung der Patriotischen Gesellschaft von 1765

erschienen in Newsletter der Patriotischen Gesellschaft 30.März 2020 und https://www.patriotische-gesellschaft.de/de/aktuelles/


[1] Seit 2002 hat die deutsche Bundesregierung die sogenannte „Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie“ basierend auf der „Agenda 21“ beschlossen und im Jahr 2015 diese Strategie mit den 17 SDG’s erweitert. Im Jahr 2020 wird eine Aktualisierung der Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet, u.a. auf Regionalkonferenzen. Mehr Informationen dazu: https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/eine-strategie-begleitet-uns/die-deutsche-nachhaltigkeitsstrategie [2]Die Vereinten Nationen haben im Jahr 2015 in Paris die sogenannte „Agenda 2030“ (eine Fortsetzung der Agenda 21) verfasst und sich dieser verschrieben. Die Agenda umfasst 17 Nachhaltigkeitsziele, die eine ökonomische, soziale und ökologische Ebene aufweist. Bis zum Jahr 2030 sollen die Ziele erreicht werden. Mehr Informationen dazu: https://sustainabledevelopment.un.org/ oder https://17ziele.de/

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